Es ist vollbracht
(Betrachtung beim Anblick eines Kreuzes)
Es ist vollbracht
dieses Werk gottmenschlicher Hingabe,
Karfreitag auf Golgota.
Alle Bekleidung ließ er sich nehmen,
ganz der schutzlosen Nacktheit ausgesetzt,
den letzten Schrei der Ohnmacht ausgestoßen,
das Haupt sterbend gesenkt.
Nichts hat er zurückbehalten,
nicht einen Atemzug,
keinen Tropfen Lebendigkeit,
alles hat er hingegeben.
Alles, was er ist,
will er für uns sein.
Die Lanze des Soldaten überbietend
hat er sich selbst ganz geöffnet
von oben bis unten,
wie der Vorhang im Tempel,
um seine Liebe zu verströmen
über uns und unsere Kinder.
Die Kraft seiner Hingabe
lässt die Erde erzittern.
Auch die Gräber können sich
ihr nicht verschließen
und ihre Toten nicht mehr festhalten.
Wie die Blüte sich schließt
in der versinkenden Sonne,
so beginnt sein geöffneter Leib
sich wieder zu schließen
in der hereinbrechenden Nacht seines Grabes,
um zur Hülle zu werden
für das neue auferweckte Leben.
© Josef Gredler